All posts by Schumann

06Feb/18

„Die NEPS-Studie ist eine große Investition, die für viele Forschungsfragen interessante Daten bietet.“

Quelle: Bildungsserver Blog Autor: Schumann

Forschungsdatenzentren stellen sich vor (3): Das FDZ des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe Das Forschungsdatenzentrum des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (FDZ-LIfBi) stellt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Erhebungsdaten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zur Verfügung,… Weiterlesen

17Jan/18

„Im digitalen Zeitalter wollen wir bei Lehrenden ein Bewusstsein für urheberrechtliche Problemlagen schaffen – aber auch für Chancen durch offene Lizenzierung“

Quelle: Bildungsserver Blog Autor: Schumann

Open Educational Resources (4) Das Saarländische Ministerium für Bildung und Kultur und das Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) haben eine Handreichung „Lizenzierung und Nutzung offener Bildungsmaterialien“ herausgegeben. Die Broschüre… Weiterlesen

20Dez/17

„Es geht darum, Fragen aufzugreifen, die sich Lehrkräfte im Alltag sowieso stellen.“

Quelle: Bildungsserver Blog Autor: Schumann

Open Educational Resources (3)

INTERVIEW mit Claudia Kuttner vom Projekt LOERSH – Landesweite OER-Qualifizierung Schleswig-Holstein, das sich vorgenommen hat, Open Educational Resources (OER) auf unterschiedlichen Wegen in die Schule zu bringen. Dazu werden in fünf verschiedenen Teilvorhaben Fortbildungen für Lehrkräfte, Lehramtsstudierende, Schülerinnen und Schüler und auch für in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung Tätige angeboten. LOERSH setzt dabei auf das in Schleswig-Holstein bereits etablierte Netzwerk „MediaMatters!“. Mit Frau Kuttner sprachen wir vor allem über ihre Erfahrungen mit Lehrerfortbildungen und: mit welchen Fragen man Lehrer am besten „kriegt“.

Claudia Kuttner vom LOERSH-Projekt

Frau Kuttner, welche Erfahrungen haben Sie und Ihr Team im Rahmen des LOERSH-Projekts mit Lehrerfortbildungen zu Open Educational Resources gemacht?

Das Interesse ist durchaus da. Bislang haben wir in unserem Projektmodul für Lehrerinnen und Lehrer vier schulinterne Fortbildungen für jeweils ganze Kollegien und sechs schulübergreifende Fortbildungen mit im Schnitt 15 Teilnehmenden durchgeführt. Da es sich anfangs vor allem um Workshops für Einsteiger/innen handelte, war das Thema für die meisten neu – wobei sich im Verlauf der Arbeit manchmal auch herausstellte, dass es doch schon bereits Berührungen mit Creative Commons und OER-lizensierten Online-Materialien gab. Die 2- bis 4-stündigen Veranstaltungen eignen sich, um einen Eindruck von der Thematik zu bekommen. Das Thema im größeren Kontext ‚Medienbildung und Schulkultur‘ zu betrachten, ist zeitlich allerdings nur im Rahmen von schulinternen Fortbildungen möglich.

„Wenn man sich ernsthaft mit Medienbildung auseinandersetzt, stößt man automatisch auch auf OER.“

 Indem wir mit Lehrkräften auch die zunehmenden Digitalisierungsprozesse diskutieren, mit denen sich schulische Lehr-Lern-Kultur konfrontiert sieht, betten wir das Thema OER da bewusst in einen größeren Zusammenhang ein. Das führt dazu, dass es eher als interessante Möglichkeit, denn als zusätzliche Anforderung wahrgenommen wird.

Haben Lehrer überhaupt Lust, sich in dieses zusätzliche, neue Thema OER einzuarbeiten?

Über die Resonanz auf unsere Angebote können wir uns jedenfalls nicht beklagen. Das liegt aber wahrscheinlich auch an der Ansprache: In den Mails und Flyern sprechen wir nicht über die vielen im Schulalltag stattfindenden Verletzungen des Urheberrechts oder darüber, warum man jetzt auch noch mit Lehrkräften anderer Schulen digital kooperieren sollte. Stattdessen versuchen wir, die Potentiale von OER hervorzuheben, wie die Entlastung bei der Unterrichtsvorbereitung und das Ende urheberrechtlicher Unsicherheiten bei der eigenen Materialerstellung. Das trifft offensichtlich einen Nerv. Von der Fortbildung erhoffen sie Antworten, um aus der Grauzone rauszukommen.

Der Flyer des Projekt LOERSH

Gelingt es in den Fortbildungen, die Scheu vor rechtlichen Fragen zu nehmen und mit OER zu arbeiten?

Naja, nach zwei Stunden Reden über urheberrechtliche Fragen und Alltagsituationen stellt sich schon auch immer wieder raus, dass die Lage kompliziert ist. Die Inputs der Referenten und Referentinnen zum Urheberrecht erhöhen aber zumindest die Aufmerksamkeit gegenüber alternativen Lizensierungen. Was das Arbeiten mit OER angeht: Bisher empfehlen und erkunden wir vor allem gemeinsam Plattformen und Sammlungen, die frei verwendbare Materialien oder Bilder bereitstellen, und zeigen Wege der gezielten Recherche auf. OER erstellen und teilen wird erst Schwerpunkt der weiterführenden Fortbildungen sein, die 2018 starten.

Teilen denn Lehrer gern?

Im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekt „MediaMatters!“ haben wir rund um schulische Medienbildung zahlreiche Interviews mit Lehrkräften geführt. Da gab es einige Aussagen, die darauf verweisen, dass das Teilen von Materialien innerhalb eines Schulkollegiums kaum Mehrwert für den Einzelnen hat: Jeder habe einen eigenen Unterrichtsstil, eine eigene Sprache, eine eigene Zeiteinteilung. Materialien anderer dem eigenen Stil anzupassen, bedeutet da eigentlich mehr Aufwand, als den Unterricht von Anfang an einfach allein zu planen. Es liegt also weniger daran, dass man nichts hergeben mag, sondern daran, dass man mit dem Material anderer oft nur wenig anfangen kann. Zusammengearbeitet und geteilt wird aber schon – das beobachten wir zum Beispiel, wenn Kolleginnen einer Fachschaft in den Prüfungsphasen Klausuren gemeinsam vorbereiten.

Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus den bisherigen Lehrerfortbildungen?

Dass diese neue Kultur des Teilens bereits im Lehramtsstudium vermittelter und praktizierter Bestandteil werden muss! Nach 20 Jahren Einzelkämpfertum lässt es sich schließlich schwerer davon überzeugen, OER anderer zu nutzen, eigene zu erstellen und dann auch noch in einer anonymen Gruppe – unter Kontrollverlust – zu teilen.

„Es ist nie zu spät, sich mit OER auseinanderzusetzen!“

 Angebote zum Thema Urheberrecht und OER sind aber auch für alle praktizierenden Lehrkräfte wichtig. Spätestens bevor die vielen – ich sag mal – urheberrechtlich bedenklichen Arbeitsblätter auf digitalen Lernplattformen von Schulen landen, sollten die rechtlichen Unsicherheiten geklärt worden sein.

Welche Empfehlungen können Sie für Lehrerfortbildungen zum Thema OER aussprechen?

Fragen aufgreifen, die sich Lehrkräfte im Alltag tatsächlich stellen! Zum Beispiel: Warum ist das Thema OER überhaupt wichtig? Haben Sie sich schon mal gefragt, welche Plattform Sie Ihren Schülern empfehlen könnten, wenn diese Bildmaterial für Ihre Präsentation brauchen? Der Bezug zur Alltagspraxis lässt aufhorchen. Das zeigen vor allem auch die Erfahrungen aus den Einsteiger-Workshops: Am besten liefen die Angebote mit niedrigschwelligem Einstieg. Ein hilfreicher Leitgedanke für Fortbildungen ist zudem: „Ihr stellt euch die Fragen doch sowieso schon! Wir sind jetzt hier, um sie gemeinsam zu diskutieren.“

Herzlichen Dank, für das Gespräch, liebe Frau Kuttner!


Dieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Christine Schumann für Deutscher Bildungsserver


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13Dez/17

„Die Verfügbarkeit bereits vorhandener Datenbestände könnte mehr Systematik in die qualitative Forschung bringen“

Quelle: bildungsserver Blog Autor: Schumann

Zur Nachnutzung von Daten der qualitativen Bildungs- und Biographieforschung

Open Data in der Bildungsforschung (4)

Prof. Dr. Kreitz, TU Chemnitz und Sprecher der DGfE-Kommission Qualitiative Bildungs- und Biographieforschung

INTERVIEW Dr. Robert Kreitz ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Methoden der Bildungsforschung an der TU Chemnitz und Sprecher der Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Am Rande des gemeinsam von DIPF, Verbund Forschungsdaten Bildung und DGfE ausgerichteten Workshops „Machbarkeit qualitativer Sekundärforschung“ Anfang November in Frankfurt/Main sprachen wir mit ihm über die Position der DGfE und über die Besonderheiten – und Chancen – der Archivierung von qualitativen Daten der Bildungsforschung.

 

Herr Prof. Kreitz, wie steht die DGfE zur Nachnutzung von Daten der qualitativen Bildungsforschung?

Die DGfE teilt grundsätzlich die Bestrebungen der großen Wissenschaftsorganisationen zur Archivierung, Bereitstellung und Nachnutzung von Forschungsdaten und hat deshalb im September dieses Jahres eine Stellungnahme zur Nachnutzung qualitativer Forschungsdaten in der Erziehungswissenschaft veröffentlicht. Allerdings gibt es in den einzelnen Communities auch Vorbehalte.

Wie kann man diesen Befürchtungen entgegentreten?

Die Idee, Datenbestände sekundäranalytisch auszuwerten stammt ja aus der, quantitativen Sozialforschung. Quasi als Gegenbewegung zu diesem Mainstream ist in den 70er und 80er Jahren die qualitative Forschung entstanden. Sie präferiert offene Forschungsverfahren und die Forschungsprozesse sind nicht so stark formalisiert. Der mit Archivierung und Bereitstellung von Datenbeständen einhergehende Bürokratisierungsschub  bricht sich an dieser Tradition. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen sich nun bewusst damit auseinandersetzen, was sie nach der Bearbeitung mit ihren Daten machen sollen: Was wäre ein sicherer Ort für eine Archivierung? Welches System könnte man verwenden? Und: Wer soll die Daten verwalten? Solche Fragen tragen aber zu notwendigen Klärungsprozessen bei.

„Die Aufbereitung und Nachnutzung von Datenbeständen würde der qualitativen Forschung gut tun.“

Sehr reizvoll finde ich auch, dass über die heutigen Archivierungsmöglichkeiten Datenmaterial öffentlich zugänglich gemacht werden kann, ohne die Publikation mit der Präsentation des Datenmaterials zu belasten – wie in der Anfangsphase der qualitativen Forschung, als das Material zum Teil noch in den Publikationen dokumentiert wurde.

Eignen sich qualitative Daten denn überhaupt für eine Nachnutzung?

Wir haben es in der qualitativen Forschung mit sehr unterschiedlichen Datentypen zu tun: Es gibt Interviewtexte und Aufnahmen von Realsituationen, Videos oder Bilddateien. Qualitative Daten zeichnen sich aufgrund der Offenheit der Erhebungssituation dadurch aus, dass sie eine Vielzahl komplexer Informationen liefern, die im Rahmen einzelner Forschungsprojekte gar nicht ausgewertet werden können. Aufgrund der Produktivität der Erhebungsverfahren sind die Daten multipel verwendbar.

Haben Sie ein Beispiel für uns?

Letztes Jahr habe ich in einer älteren Studie aus den 80er Jahren zwei biographische Interviews gelesen. Interessant waren Tonfall und auch Stimmung des Interviews, in der sich ein autoritär-paternalistisches Familienmodell ausdrückte. Wenn man heute Interviews mit den gleichen sozialen Gruppen wie in diesen alten Studien machen würde, bekäme man sehr interessante Daten zum sozialen Wandel! In der quantitativen Forschung hätte man große Mühe, nach 30 Jahren die gleichen Fragen noch einmal zu stellen, weil der Kontext dafür gar nicht mehr existiert. Ein methodisches Problem also, das man in der qualitativen Forschung so nicht hat, weil der Kontext, in dem die Daten zu interpretieren sind, mitgeliefert wird.

Was müsste passieren, damit die Archivierung und Nachnutzung von qualitativen Forschungsdaten von allen Beteiligten akzeptiert wird?

Auf jeden Fall müssten Primärforschende und Fachleute, die mit im Umfeld von Archivierung und Nachnutzung entstehenden Fragen Erfahrung haben, zusammenkommen. Auch der Kontakt zu den Drittmittelgebern muss gesucht werden; dort herrschen vielleicht noch ein paar Illusionen darüber vor, welche unerwünschten Rückeffekte ein zu starkes Insistieren auf eine flächendeckende Archivierung qualitativer Materialen hätte. Wenn beispielsweise zu Beginn narrativer Interviews darauf hingewiesen werden müsste, dass das Interview ins Archiv kommt und unter Umständen noch anderen Forschenden zur Verfügung gestellt wird, würde es höchstwahrscheinlich gar nicht mehr stattfinden.

„Eine bessere Kommunikation zwischen Primärforschenden, Forschungsdokumentaren und Drittmittelgebern wäre sinnvoll.“

Auch die guten Empfehlungen des RatSWD und der Verbund Forschungsdaten Bildung sind vielen qualitativ Forschenden an Universitäten und Instituten kaum oder gar nicht bekannt. Und in der Hochschullehre ist es kaum üblich, Studierende systematisch auf die Möglichkeit der Nachnutzung von Daten hinzuweisen. Man fängt frühestens bei der Promotion an, sich Gedanken darüber zu machen, mit welchen Daten man forschen möchte. Es gibt also auf verschiedenen Ebenen noch einiges zu tun!

Würde die Verfügbarkeit von Forschungsdaten die qualitative Forschung eigentlich verändern?

In der Biographieforschung herrschte – und herrscht bis heute – eine sehr starke Heterogenität vor,  von der Auswahl und Art der behandelten Gegenstände bis hin zur Art der Auswertung. Die ersten Untersuchungen der Biographieanalyse beispielweise gingen um das biographische Schicksal von Psychiatriepatienten, um den Prozess von Adoptionen, um Karrieren von Gymnasiasten, um Berufsverläufe von Ingenieuren usw. Hinzu kommt, dass heute 80 bis 90 Prozent der Forschung Qualifikationsarbeiten sind, also vor allem originell sein müssen. All das führt dazu, dass es kaum einen Forschungszweig gibt, an dem mehrere Gruppen gemeinsam arbeiten und aufeinander Bezug nehmen. Eine Zusammenschau und Verfügbarkeit bereits vorhandener Datenbestände könnte also mehr Systematik in die qualitative Forschung bringen, möglicherweise könnte man sogar ihre Erkenntnisfortschritte besser aufzeigen. Meiner Ansicht geht es in der qualitativen Bildungsforschung jetzt darum zu zeigen, wo ihr systematischer produktiver Gewinn liegt.

Haben Sie Ideen, wie sich das ändern ließe?

Man bräuchte Kristallisationspunkte! Es wäre interessant, ernsthaft über Kernthemen der Erziehungswissenschaft nachzudenken und sich zum Beispiel für Karrieren von Gymnasiasten und Studenten (wie Marotzki, Kokemohr und Koller vorschlugen) zu entscheiden. Oder man beschließt Lehrer zum Kerngegenstand zu machen und versucht möglichst viele Interviews und Materialien zu erzeugen, um dann in einer Zusammenschau auf neue Ideen zu kommen. Was man davon hat, wenn auch die qualitative Forschung mit der Archivierung beginnt, führt für mich zu zentralen Fragen: Worin besteht die Überlegenheit der Sekundäranalyse gegenüber der Primärforschung? Lassen sich Dinge verbinden, anders sehen als vorher?

Was erwarten Sie von dem heutigen Workshop?

Eine generelle Strategie im Umgang mit der Sekundärforschung werden wir wohl nicht finden. Ich denke, wir werden ein sehr heterogenes Bild von der Landschaft qualitativer Forschung zeichnen und uns überlegen, wie wir offensiv damit umgehen können. In der Community kann man in Bezug auf die grundsätzliche Machbarkeit von qualitativer Sekundärforschung eine eher abwartende Haltung erkennen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass quantitativ und qualitativ Forschende mehr wechselseitiges Verständnis für ihre Positionen aufbringen. Denn die Praxis der qualitativen Forschung hat ja Traditionen der Sekundärnutzung: in Forschungswerkstätten, mit veröffentlichten narrativen Interviews oder Unterrichtstranskripten. Kolleginnen und Kollegen, die die Datennachnutzung von quantitativer Seite vorantreiben, müssen sehen, dass in der qualitativen Forschung andere Regeln herrschen. Unsere Zurückhaltung ist keine Ignoranz, sondern einfach der Sache geschuldet!

Herzlichen Dank, für das Gespräch Herr Prof. Kreitz!


Dieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Christine Schumann für Deutscher Bildungsserver


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21Nov/17

„Heute sind viel mehr Forscher für das Thema Forschungsdaten sensibilisiert“

Quelle: bildungsserver Blog Autor: Schumann

Forschungdatenzentren stellen sich vor (2):
Das GESIS-Datenarchiv für Sozialwissenschaften

Das GESISLeibniz-Institut für Sozialwissenschaften ist mit über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Mannheim und Köln die größte deutsche Infrastruktureinrichtung für die Sozialwissenschaften. Das Datenarchiv für Sozialwissenschaften, heute eine Abteilung von GESIS, wurde 1960 unter dem Namen „Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung“ gegründet und ist mit seinen ca. 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine zentrale Infrastruktureinrichtung zur Registrierung, Aufbereitung, Dokumentation und Archivierung von quantitativen Forschungsdaten. Diese ermöglichen nationale, internationale und historische Analysen gesellschaftlicher Entwicklungen. Das Datenarchiv der GESIS ist eines der ältesten und größten für die empirische Sozialforschung weltweit.

Reiner Mauer, Stellvertr. Leiter der GESIS-Abteilung Datenarchiv für Sozialwissenschaften

 

INTERVIEW mit Reiner Mauer, Stellvertretender Leiter der GESIS-Abteilung Datenarchiv für Sozialwissenschaften

 

 

 

 

 

 

Herr Mauer, was genau macht das GESIS-Datenarchiv für Sozialwissenschaften?

Im Grunde haben wir drei Aufgaben: Wir unterstützen einzelne Forschende, große und kleine Projekte, aber auch Institutionen beim Management von Forschungsdaten und bieten eine Vielzahl entsprechender Services in den Bereichen Data Sharing und Archivierung. Wir unterstützen Forschende bei der Sekundäranalyse, indem wir Daten zugänglich, durchsuchbar und erfahrbar machen, und helfen geeignete Forschungsdaten zu finden; und wir bieten an die Bedarfe der Forschenden angepasste Informations-, Beratungs- und Schulungsangebote an. Zu den Themen Forschungsdatenmanagement und Langzeitarchivierung halten wir zum Beispiel regelmäßig mehrtägige Workshops ab, kürzere Workshops und Vorträge auch direkt vor Ort an Universitäten oder auf Konferenzen und Summer Schools. Wir betreiben also ein recht großes Investment in die Community, damit die produzierten Daten eine größere Wirkung entfalten können. Unser Hauptziel ist, dass vorhandene Forschungsdaten optimal genutzt werden und nicht irgendwo in Schubladen verschimmeln.

Sie sind also viel im Bereich Wissenstransfer unterwegs?

Ja, das ist auch unser Part im Rahmen des Verbunds Forschungsdaten Bildung. Neben Schulungen und Trainings zum Datenmanagement bieten wir neuerdings auch Webinare an; das erste findet übrigens im Dezember statt zum Thema „Daten teilen – Wo fange ich an? Forschungsdatenmanagement in der empirischen Bildungsforschung“. Und weil wir selbst nicht die ganze Szene bedienen können, wollen wir noch ein Train-the-Trainer-Modul für Datenmanagement entwickeln und ausbauen.

Wie groß ist denn der Bestand des GESIS-Datenarchivs? Und wie setzt er sich zusammen?

Wir haben ungefähr 6.000 Studien in unserem Archiv. Allein im letzten Jahr haben wir 63.000 Datensätze an Nutzende weltweit ausgeliefert! Und dass 60% unserer Nutzenden nicht aus Deutschland kommen, hat was mit der Struktur des Bestands zu tun: Wir haben einen Schwerpunkt in der interkulturell-vergleichenden Sozialforschung und sind bei großen internationalen Surveys für die zentrale Archivierungsinfrastruktur zuständig.

Sind die Datenbestände im GESIS-Datenarchiv auch für Bildungsforscher/innen interessant?

Unsere Angebote richten sich primär an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit Methoden der empirischen Sozialforschung arbeiten. Unsere Nutzerinnen und Nutzer kommen hauptsächlich aus der Soziologie, der Politikwissenschaft und zu einem geringeren Anteil auch aus verwandten Gebieten wie etwa den Wirtschaftswissenschaften. Aber auch die relativ gesehen eher kleine Nutzergruppe der Erziehungswissenschaftler wird bei uns fündig, denn wir haben einen gar nicht so kleinen Bestand an Daten, die auch für die Bildungsforschung interessant sind. Genau lässt sich das nicht quantifizieren. Die Multidisziplinarität der Bildungsforschung und die Vielfalt der untersuchten Fragestellungen spiegeln sich natürlich auch in unserem Datenbestand wieder. Wir haben sicher einige hundert Studien im Bestand, die auch für diese Disziplin relevant sein könnten. Neben Studien, die man zweifelsfrei der Bildungsforschung zuordnen kann, wie etwa der Monitor Digitale Bildung, der sich mit dem Einsatz von digitalen Lernformen und Lernkonzepten in der Schule befasst, haben wir viele Studien, die man nicht so ohne weiteres direkt der Bildungsforschung zuordnen würde, die aber sicher für den ein oder anderen Bildungsforschenden von großem Interesse sind. Dazu würde ich beispielsweise TwinLife zählen. Das ist eine auf zwölf Jahre angelegte repräsentative verhaltensgenetische Studie zur Entwicklung von sozialen Ungleichheiten. Darüber hinaus gibt es viele weitere Studien, wie etwa die Eurobarometer der Europäischen Kommission, die thematisch so breit aufgestellt sind, dass auch dieser Bestand für einzelne Fragestellungen relevante Informationen bereithält.

„Die PIAAC-Studie der OECD ist unsere wichtigste und größte Studie im Bildungsbereich.“

Die GESIS war bei PIAAC in Person von Prof. Dr. Beatrice Rammstedt und ihrem Team zentral an der Datenerhebung und der anschließenden Aufbereitung und Dokumentation der Daten beteiligt. Und weil die an Design und Erhebung beteiligte Gruppe einen sehr guten Service für Nachnutzende bieten kann, werden die Daten in einem eigens bei uns eingerichteten FDZ PIAAC vorgehalten.

Und wie sieht es mit der Nutzung der Datenbestände aus?

Auf 15% unseres Bestandes konzentriert sich 90% der Nutzung. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass die anderen Daten nicht genutzt würden. Für 2016 kann ich sagen, dass pro Jahr die Hälfte unseres Bestandes mindestens einmal genutzt wurde.

„Große, internationale Erhebungen haben zigtausende Nachnutzungen pro Jahr.“

Es gibt also viele Studien, die wenig genutzt werden, das heißt aber nicht, dass sie nicht relevant sind – eine klassische Falle bei rein quantitativ orientierten Indikatoren. Ein bisschen zugespitzt formuliert: Wenn eine Studie nur einmal nachgenutzt wurde, dies aber eine Einsicht brachte, die über eine spätere Publikation zum Nobelpreis führte, dann hat sich das Investment in die Archivierung mehr als gelohnt.

Gibt es Eigenschaften, die darauf hinweisen, ob eine Studie später viel nachgenutzt wird?

Viele große Studien sind von vornherein auf mögliche Sekundäranalysen so konzipiert, dass möglichst viele Fragestellungen bearbeitet werden können. Und für eher forschergetriebene Erhebungen gilt: Nicht zu enge oder zu spezialisierte Forschungsfragen und Offenheit im Zugang. Je höher die Zugangsbeschränkungen der Datensätze sind, desto weniger Nutzer finden sich dafür. Dann noch das Studiendesign an sich, methodische Fragen und die Themenstellung. Aber am Ende ist es nicht wirklich vorhersehbar. Wir haben Studien, die liegen zehn Jahre im Archiv, und auf einmal werden sie nachgefragt.

Und wie werden sie der Datenmengen Herr?

Auch eine große Infrastruktureinrichtung wie GESIS kann nicht alle Daten, die in der Sozialwissenschaft Deutschlands produziert werden, gleichermaßen hochwertig aufbereiten und dokumentieren. Um mit unseren Ressourcen das höhere Aufkommen zu verarbeiten, haben wir für die Bestände unterschiedliche Qualitäts- und Servicestufen definiert: Das fängt an bei niedrigschwelligen Angeboten, bei denen Forschende selbständig ihre Daten in Plattformen eingeben können, und reicht bis zum oben beschriebenen, sehr komplexen Datenmanagementprozess.

Die GESIS ist ja auch sehr stark international engagiert.

Ja, wir sind beispielsweise schon seit den 70er Jahren Teil des Consortiums of European Social Science Data Archives (CESSDA), das sich vor kurzem zu einem sogenannten European Research Infrastructure Consortium (ERIC) weiterentwickelt hat. Hier arbeiten wir mit 15 Datenanbietern aus ganz Europa am Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur. In diesem Kontext spielt auch der Verbund Forschungsdaten Bildung für uns eine große Rolle, da wir dort ebenfalls ganz konkret und operativ mit anderen Datenzentren zusammenarbeiten – und da lernen wir sehr viel, denn die Prozesse auf nationaler Ebene unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht allzu sehr von denen auf europäischer Ebene.

„Das Föderieren von Infrastrukturen ist für uns enorm lehrreich und strategisch bedeutsam.“

Wir können gemeinsam entwickelte Angebote und Standards mitsamt den dahinterliegenden Arbeitsabläufen und rechtlichen Rahmenbedingungen auf einer sehr praktischen, sehr konkreten Ebene ganz nah am Nutzer erproben und ausbauen.

Welche Entwicklungen werden aus Ihrer Sicht in den nächsten Jahren noch wichtig werden?

In den letzten Jahren zeigt sich in den Sozialwissenschaften ein zunehmendes Interesse an digitalen Verhaltensdaten, vor allem um sie mit den bestehenden Daten zu verbinden. Auch wir haben damit begonnen, erste Datenbestände aufzubauen und zu lernen, wie man damit umgeht.

„Digitale Verhaltensdaten, wie sie etwa durch die Nutzung von Facebook, Twitter oder Smartphones entstehen, werden immer wichtiger.“

Überhaupt spielt das Thema Datenverlinkung – zum Beispiel mit raumbezogenen Daten – für uns eine große Rolle. Stichwort „Geofachdaten“: In einem Pilotprojekt hat GESIS zum Beispiel Daten zur subjektiven Lärmbelästigung punktgenaue objektive Daten der Lärmbelastung gegenübergestellt. Die Möglichkeit für solche raumbezogenen Analysen muss infrastrukturell vorbereitet werden. Klar ist jedenfalls, dass die Datenproduktion weiter zunehmen wird, denn es gibt immer mehr Daten und vor allem neue Formen von Daten, die für Wissenschaftler relevant sind.

Herzlichen Dank für das Gespräch, lieber Herr Mauer!


Dieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Christine Schumann für Deutscher Bildungsserver


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07Nov/17

„PISA, IGLU, TIMMS und IQB-Bildungstrends sind natürlich unsere Kassenschlager“

Quelle: bildungsserver Blog Autor: Schumann

Forschungsdatenzentren für die Bildung stellen sich vor (1):
Das Forschungsdatenzentrum am Institut für Qualitätsentwicklung

Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Länder und als An-Institut an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt. Das Forschungsdatenzentrum am IQB archiviert die Datensätze nationaler und internationaler Bildungsstudien, die schulische Kompetenzen messen und untersuchen, und stellt sie für Sekundäranalysen zur Verfügung.

Dr. Malte Jansen, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsdatenzentrums am IQB.

Dr. Malte Jansen, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsdatenzentrums am IQB.

 

INTERVIEW mit Dr. Malte Jansen, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsdatenzentrums (FDZ) am IQB. Wir sprechen mit ihm über die Aufgaben und Datenbestände des FDZ am IQB, über ihre Nutzung und die Frage, wie man den wissenschaftlichen Nachwuchs für Sekundäranalysen gewinnen kann.

 

 

 

 

Herr Jansen, was genau sind die Aufgaben des FDZ am IQB?

Unsere Kernaufgabe ist es, Daten aus großen Schulleistungsstudien für Re- und Sekundäranalysen bereitzustellen. Dazu gehören das Einwerben von Datensätzen, die Datenaufbereitung und das Bearbeiten von Datennutzungsanträgen. Gegründet wurde das FDZ ursprünglich mit dem Ziel, Daten von repräsentativen Studien des nationalen Bildungsmonitorings zur Verfügung zu stellen – also Studien wie PISA, IGLU, TIMMS oder die IQB-Bildungstrends.

Verteilte Aufgaben im Verbund Forschungsdaten Bildung: Kompetenzdaten am IQB

Mittlerweile haben wir unser Spektrum um weitere Studien erweitert, wobei unser Kriterium ist, dass die Studien Kompetenzdaten enthalten – also nicht nur Surveys oder Fragebogendaten, sondern auch Leistungstests von Schülerinnen und Schülern. Seit Anfang dieses Jahres haben wir noch eine zweite Kernaufgabe: die Nachwuchsförderung. Wir wollen beim wissenschaftlichen Nachwuchs das Interesse dafür wecken, mit bereits bestehenden Datenbeständen zu arbeiten, indem wir entsprechende Informations- und Weiterbildungsangebote bereitstellen.

Und wie motivieren Sie die NachwuchswissenschaftlerInnen dazu?

Wir bieten schon länger im Frühjahr und Herbst viertägige Akademien für Methoden und Statistik an und haben dazu auch immer schon bestehende Datenbestände genutzt. Dazu kamen immer mal wieder Workshops zu einzelnen Studien wie z.B. StEG oder IGLU. Und das bauen wir jetzt in unseren FDZ-Akademien aus und planen künftig auch zusätzliche Module zu Sekundärdatenanalysen anzubieten – etwa zum Datenmanagement, für die universitäre Lehre oder für Graduiertenschulen. Auch möchten wir zukünftig einen einfacheren Datenzugang für Lehrzwecke durch speziell aufbereitete Datensätze mit höherem Anonymisierungsgrad (sogenannte Campus-Files) anbieten. Unser Ziel ist es, Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern und auch Studierenden zu zeigen, wie man mit den Beständen großer Bildungsstudien umgehen kann und wie sie auch in ihren Qualifikationsarbeiten Sekundärdaten nutzen können. Dazu gehört natürlich auch eine gründliche Beratung.

Wie ist denn das Interesse an den IQB-Forschungsdaten?

Ich finde, dass es ziemlich gut angenommen wird. Und obwohl wir ja eher ein kleines Forschungsdatenzentrum sind, haben wir relativ gut zu tun: Im Schnitt bearbeiten wir ca. 40 Nutzungsanträge im Jahr, die zum Teil auch mehrere Teilprojekte umfassen können. Letztes Jahr hatten wir einen Rekord von 57 Anträgen! Das hängt aber auch mit den Zyklen der großen Studien zusammen: Immer wenn eine neue Studie herauskommt bzw. ein neuer Datensatz veröffentlicht wird, haben wir einen regelrechten Ansturm zu verzeichnen. Wenn im Frühjahr 2018 die neuen Daten aus PISA, TIMSS und IQB-Bildungstrends kommen, werden die Anfragen nach dem saisonalen Einbruch im Frühjahr 2017 wieder ansteigen. Insgesamt sind die Zahlen in den letzten Jahren in allen unseren Nutzungsgruppen tendenziell gestiegen – bei Studierenden, Doktoranden, Postdoktoranden und Professor(inn)en.

Gibt es außer der Bildungsforschung auch andere Disziplinen, die sich für die Datenbestände interessieren?

Unsere Anträge verteilen sich interessanterweise zu ähnlich großen Anteilen auf Bildungsforschung / Erziehungswissenschaft, Psychologie, Ökonomie, Soziologie und – zu einem etwas geringeren Anteil – auf Politikwissenschaft. Die Psychologen interessieren sich zum Beispiel dafür, wie ein gewisser motivationaler Aspekt mit der Leistung zusammenhängt oder mit dem Erwerb der Lesekompetenz oder ob es Geschlechtsunterschiede bei gewissen motivationalen Faktoren gibt. Für Ökonomen oder Soziologen sind Veränderungen auf Schulsystemebene wichtig: Haben Schulstrukturreformen im PISA-Trend dazu geführt, dass bestimmte Kompetenzentwicklungen positiv oder negativ waren?

Die Daten scheinen recht vielfältig zu sein!

Ja, man kann mit ihnen eigentlich fast alles machen (lacht). Bei den großen Kompetenzstudien sind die Datenerhebungen schon so breit angelegt, dass Sekundäranalysen ohne weiteres möglich bzw. sogar explizit gewünscht sind. So gibt es zum Beispiel zusätzlich zu den Kompetenztests auch immer Schülerfragebogen, die viel mehr als nur die basalen soziodemographischen Informationen abfragen: Sie enthalten, je nach Studie, etwa die am häufigsten genutzten motivationalen Konstrukte wie Interesse, Selbstkonzept oder Selbstwirksamkeit, Schülerangaben zum Unterricht oder zur familiären Situation und vieles mehr. Oft sind auch noch Lehrer- oder Schulleiterfragebogen dabei. Man kann mit den Datenbeständen wirklich ganz viel machen!

Und werden alle Datenbestände gleich viel genutzt?

Es gibt tatsächlich wenige Studien, die sehr viel genutzt werden und viele andere wenig. Die Bildungsmonitoring-Studien, die repräsentative Stichproben und ein breites Feld an Variablen haben – also IQB-Bildungstrends, IGLU, TIMMS und PISA – sind natürlich unsere Kassenschlager. Insbesondere die PISA-Daten sind bei unseren Anträgen sehr beliebt. Manchmal denke ich, dass eine Fragestellung ebenso gut oder noch besser mit den Daten der IQB-Ländervergleichsstudie oder anderen Studien bearbeitet werden könnte. Aber PISA ist einfach am bekanntesten! Auch die Ökonomen greifen gerne darauf zu. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch die Studien aus großen Drittmittelprojekten, zum Beispiel die StEG-Studie vom DIPF oder die BIKS-Studie aus Bamberg. Beides sind große Längsschnittstudien mit etlichen Erhebungswellen und großen Stichproben, über die vieles erfasst wurde. Dagegen werden kleinere, spezifischer angelegte Studien, in denen etwa die Wirksamkeit bestimmter Interventionen überprüft wurde, selten genutzt, weil solche Daten einfach nur für bestimmte Fragestellungen interessant sind. Aber wir beraten Antragsteller gerne, welche Daten aus welchen Studien für ihre Fragestellung am besten geeignet sind.

Welche interessanten Entwicklungen im Hinblick auf Forschungsdaten beobachten Sie aktuell?

Zurzeit ist sehr viel in Bewegung in der Bildungsforschung, national wie international. In Deutschland erarbeitet die Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (GEBF) gerade in einer – übrigens vom IQB koordinierten – AG ein Papier zum Umgang mit Forschungsdaten und die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) hat entsprechende Leitlinien dazu verfasst. Die Bereitschaft und das Klima darüber nachzudenken hat sich geändert. Auch in großen, bereits laufenden Studien wird bereits mitgedacht, wie die Daten gemanagt und nachnutzbar gemacht werden können, und es scheint immer mehr zur Selbstverständlichkeit zu werden, dass solche Datenschätze der Scientific Community zur Verfügung gestellt werden – natürlich mit angemessenen Vereinbarungen, um die Interessen der Datengeber, etwa für Qualifikationsarbeiten, zu wahren.

Es gehört zur guten wissenschaftlichen Praxis, dass Bestände zur Nachprüfbarkeit von Forschungsergebnissen aufbewahrt werden.

Ich denke, dass es in den nächsten Jahren normal werden wird, Forschungsdaten zur Nachnutzung aufzubereiten und sekundäranalytisch zu nutzen – beim BMBF steht es bereits in den Förderrichtlinien drin und auch die DFG hat Leitlinien dazu. Vielleicht wird es auch dazu führen, dass weniger neue Daten erhoben werden… Kolleginnen und Kollegen erzählen mir, dass die Schulen in Berlin, aber auch anderswo, ganz schön ächzen unter den vielen Studien. So gesehen wäre es ziemlich sinnvoll erst mal bestehende Datenbestände zu analysieren, anstatt standardmäßig über neue Erhebungen nachzudenken. Auch wenn die Geldgeber ein Projekt bislang noch eher förderten, wenn man selbst Daten erhebt und nicht vorhandene Datenbestände nachnutzt, scheint jetzt ein Umdenken stattzufinden. In der neuen BMBF-Förderbekanntmachung zur Digitalisierung muss nun z.B. explizit begründet werden, warum neue Daten erhoben werden müssen und nicht auf vorhandene Datensätze zurückgegriffen werden kann. Eine Entwicklung, die wir sehr begrüßen und die sicher auch im Sinne der Schulen ist.

Vielen Dank für das Gespräch, lieber Herr Jansen!


Dieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Christine Schumann für Deutscher Bildungsserver


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12Sep/17

Neuer Auftritt des Deutschen Bildungsservers

Quelle: bildungsserver Blog Autor: Schumann

Pressemitteilung vom 12. September 2017

Der DBS hat ein neues Design! (Ansicht der Startseite)

Der Deutsche Bildungsserver wurde im Zuge eines Relaunches komplett überarbeitet. Das Portal bereitet bildungsbezogene Internet-Inhalte jetzt noch übersichtlicher und nutzerfreundlicher auf. Außerdem wurde die Darstellung des Angebots für alle Endgeräte optimiert – unter besonderer Berücksichtigung des Smartphones. Der Server wendet sich weiterhin an alle Bildungsinteressierten, an deren Bedürfnissen sich das neue Design bestmöglich orientieren soll. Daher ist der aktualisierte Auftritt nun zunächst in einer Beta-Version online gegangen: Feedback und Anregungen sind ausdrücklich erwünscht.

Zahlreiche Fotos und Icons, erläuternde Texte zu den Neuigkeiten und Themen aus den Bildungsbereichen, eine aufgeräumte Gestaltung: Einige Anpassungen am Deutschen Bildungsserver sind schnell zu sehen. Doch der Relaunch des Wegweisers zu Bildungsinformationen im Internet bringt weitere Neuerungen mit sich, die sich erst bemerkbar machen, wenn man das Angebot nutzt – was nun einfacher und flexibler möglich ist. Unter besonderer Berücksichtigung des Smartphones wurde die Darstellung der Inhalte für alle Endgeräte optimiert und barrierefrei gestaltet. Die gesamte Navigation zu den Bildungsthemen und den weiteren zentralen Menüpunkten ist immer mit einem Klick verfügbar. „Auf dem zeitgemäßen Auftritt sollen alle Bildungsinteressierten komfortabel und zielführend recherchieren können. Wir bereiten die Inhalte weiterhin fachlich fundiert, zugleich aber auch übersichtlicher und nutzerfreundlicher auf“, so Axel Kühnlenz, Leiter der Koordinierungsstelle des Bildungsservers. Der Relaunch soll sich bestmöglich am Nutzerbedarf orientieren. Aus diesem Grund ist der neue Auftritt nun zunächst in einer Beta-Version online gegangen, um Verbesserungsvorschläge sammeln zu können.

Bei allen Anpassungen bleibt die Kernfunktion des Deutschen Bildungsservers, der als Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) koordiniert wird, gleich: Er sammelt und verlinkt  bildungsbezogene Internet-Ressourcen von Bund und Ländern, der Europäischen Union, von Hochschulen und Schulen sowie von Forschungs-, Service- und Fachinformationseinrichtungen. Die Informationen werden sorgfältig und aktuell aufbereitet und in redaktionellen Beiträgen und in Datenbanken kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Inhalte sind nach Bildungsthemen gegliedert: Bildungswesen allgemein, Elementarbildung, Schule, Berufliche Bildung, Hochschule, Erwachsenenbildung, Förderpädagogik/Inklusion und Sozialpädagogik. Zusätzlich wurde das bislang eigenständige Portal „Bildung weltweit“ als Thema integriert. Es informiert über internationale Entwicklungen. Das Themengebiet Bildungsforschung wird vom Partner-Angebot Fachportal Pädagogik abgedeckt (dessen Relaunch ebenfalls fast abgeschlossen ist). Die Bildungsthemen verfügen jetzt über eigene Einstiegsseiten. Sie sind vergleichbar aufgebaut, bieten aber darüber hinaus Raum für individuelle Schwerpunkte und aktuelle Hinweise. Klare Strukturierung und Aufklapp-Menüs ermöglichen ein schnelles Navigieren.

Das Team des Bildungsservers legt großen Wert auf einen direkten Austausch mit den Nutzerinnen und Nutzern. Die können sich zum Beispiel über die Funktion „Link vorschlagen“ in die Gestaltung des Portals einbringen. Feeds, Blog, Newsletter, Facebook und Twitter bieten weitere Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten. Anregungen zum neuen Design sind auf allen Wegen willkommen.

Kontakt

Deutscher Bildungsserver: Axel Kühnlenz, DIPF, +49 (0)69 24708-320, kuehnlenz@dipf.de
Presse: Philip Stirm, DIPF, +49 (0)69 24708-123, stirm@dipf.de, www.dipf.de

Über das DIPF: Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) trägt mit empirischer Bildungsforschung, digitaler Infrastruktur und gezieltem Wissenstransfer dazu bei, Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen. Das von dem Leibniz-Institut erarbeitete und dokumentierte Wissen über Bildung unterstützt Wissenschaft, Politik und Praxis im Bildungsbereich – zum Nutzen der Gesellschaft.