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03Jun/22

Geschichte der Privatsphäre

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Mal wieder ein wenig Content zum herunterladen und weiternutzen. Ich habe für ein Seminar bei der IG Metall einen Zeitleiste zur Geschichte der Privatsphäre erstellt:

Nach einer Durchsicht der Zeitleiste sollten sich die Kolleg*innen mit folgenden Fragen auseinander setzen:

  1. Was oder welche Trigger haben das Konzept der Privatsphäre hervorgebracht? 
  2. Ist die Technik eher ein Treiber oder ein Bremser der Privatsphäre? 
  3. Wie ändern sich Machtverhältnisse in einer Gesellschaft, in der Privatsphäre immer wichtiger wird? 
  4. Ist Privatsphäre kulturell angeeignet oder ist es ein grundlegendes menschliches Bedürfnis? 
  5. Wie hängen Eigentum und Privatheit zusammen?
  6. Welche Rolle spielt das Private für die Demokratie? Diskurs vorbereiten. Geschützte Räume 

Vermutlich gibt es noch weitere Ereignisse, die ihr gerne der Zeitleiste hinzufügen würdet. Dann ladet euch das Tool Lumi herunter. Damit könnt ihr sogenannte h5p Dateien verarbeiten/editieren.

Verlinkt auch gerne eure erneuten Veröffentlichungen mit diesem Beitrag, damit andere und ich sehen können, wie sich die Zeitleiste weiterentwickelt.

02Dez/21

Content vor Infrastruktur

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Bei der Einführung von Moodle in Organisationen ist mir aufgefallen, dass die sogenannten Early Adopters meist nicht mehr brauchen, als die Infrastruktur, den Rest eigenen sie sich selbst an und nutzen anschließend moodle für ihre Zwecke. Sie sind experimentierfreudig und machen per Trial and Error ihre Erfahrungen. Sie sind leidensfähig genug, um das Scheitern in Erfahrung zu verwandeln.

Early Adopters sind aber selten. Die überwiegende Zahl lässt sich nur schwer motivieren mit Moodle zu arbeiten. Sie brauchen einen anderen Zugang, um ein digitales Werkzeug für sich und ihre Pädagogik zu erschließen. 

Content, konkrete Beispiele, fertige Quizze, H5Ps oder ganze Moodlekurse sind für die überwiegende Mehrheit ein motivierender Einstieg. 

Das gilt übrigens auch für Digitale Werkzeuge jenseits von Moodle. Sobald eine Lerneinheit gemeinsam erlebt wurde, wntsteht schnell die Bereitschaft, sich auch selbst an solche Werkzeuge heranzutrauen.

Neben der Bereitstellung fertiger digitaler Inhalte ist die gemeinsame Umsetzung im Seminarraum eine weitere Unterstützung, um sich auf neue digitale Bildungsprozesse einzulassen.

Gemischte Teams, in denen sich die unterschiedlichen Fähigkeiten abbilden, sind vermutlich die beste Fortbildung für Lehrende, die sich unsicher im Einsatz digitaler Medien fühlen.

Beispiele jenseits von Moodle gibt es zahlreiche. Das Cryptpad zum kollaborativen Arbeiten, beispielsweise zur Entwicklung einer Präsentation, um dem Plenum das Ergebnis einer Internetrecherche zu vermitteln. Klingt so trivial dahingeschrieben. Wenn man es im Seminarraum wirklich erfolgreich durchführen will, geht es um mehr als die Beherrschung des Cryptpads. Die Wahl des Endgeräts, eine Einführung in die Möglichkeiten der Software, eventuelles anlegen von Vorlagen, auf die zurückgegriffen werden kann, Formulierung einer konkreten Aufgabenstellung. All das muss bedacht werden. Die Betreuung der Gruppen, auch jenseits der Technik (die wenigsten haben Erfahrungen mit kollaborativen Arbeitsumgebungen, in denen Dateien nicht mehr gespeichert werden) ist mit eine der wichtigsten Aufgaben der Referentinnen. 

Kurzum, solche Erfahrungen im Team gemeinsam zu reflektieren und weiterzugeben, ersetzt jede gute Fortbildung. 

Tltr: Wenn du willst, dass digitale Transformation auch im Bildungsprozess stattfindet, reicht es nicht, die Infrastruktur bereitzustellen und die Lehrenden zu schulen. Du brauchst guten einfach weiterzunutzenden Content, best practise (gut dokumentiert in ZIM Papieren) und du brauchst teamteaching um voneinander zu lernen und die konkrete Umsetzung im Seminarraum zu erleben.

27Okt/20

Sozi eine Alternative zu Prezi

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Meine erste Prezi ist aus 2009. Seitdem habe ich dort einen bezahlten Account und eigentlich auch alles, was ich an Präsentationen der letzten 11 Jahre erstellt habe dort abgelegt. Mit PowerPoint habe ich mich nie richtig anfreunden können.

Vor einigen Jahren hat Prezi aus dem großartigen Zooming-Präsentator mit Prezi Next ihren jahrelangen Innovationsvorsprung aufgegeben. Das Produkt wurde linearer und ich fing an fremd zu gehen. Suchte in PowerPoint und seinen Anverwandten Trost. Die Präsentationen der letzten Monate sind mit PowerPoint entstanden. Das ist gefühlt ein Rückschritt in die frühen Nuller Jahre von Bullet Points und Folienübergängen.

Eine erneute Suche hat 3 Programme zutage gefördert, eines davon könnte mein Prezi-Nachfolger werden. Alle Programme sollten auf meinem Server laufen können, denn die zwei noch furchtbarere Nachricht ist: Prezi bietet kein einfache Takeout all seiner Präsentationen. Wer bezahlt kriegt ein pdf, vielleicht besser als nichts, ich werde denen wahrscheinlich noch einmal Geld hinterherwerfen müssen, um zumindest mein geistiges Eigentum als pdf herunterladen zu können.

Cryptpad/CodiMD

Cryptpad im Präsentationsmodus

Ja, es ist Markdown und ja, das kann nicht jeder. Aber mit ein wenig Hilfe kann man sich das ein oder andere schnell erschließen. Der Vorteil ist, es ist deins, liegt auf deinem Server und kann kollaborativ, also von vielen gemeinsam erstellt werden.

Hier noch ein Video von Nele Hirsch im Rahmen der OERcamp Webtalks.

impress.js

Es klingt schon technisch und kaum beherrschbar, und so fühlt es sich auch an. Trotzdem ist es sehr schick und schnell auf dem eigenen Server installiert: Runterladen – Hochladen – Geht.

Aber das Editieren findet direkt im Code statt und das ist eher was für css Profis. Mich hat es nicht überzeugt.

Sozi

Programmansicht von Sozi

Hat mich bei genauerem Hinsehen überzeugt. Sozi wird auf dem lokalen Rechner installiert und liegt für alle gängigen Betriebssysteme vor.

Sozi selbst benötigt eine svg-Vektor-Grafik, mit der in Sozi der Pfad gebaut wird, den man aus Prezi kennt, also die Kamerafahrt durch die Präsentation. Vorher muss also die SVG Datei erzeugt/bearbeitet werden. Dazu gibt es eine Vorlage, die man mit Illustrator (von Adobe) oder, wer es gerne mit Open Source mag nutze Inkscape kann die svg Datei bearbeiten. Ich habe vor allen Text reingeschrieben und Bilder eingestellt.

Anschließend wird das ganze mit Sozi zu einer Präsentation verarbeitet. Ein Ergebnis kann man hier anschauen.

Wenn man nachträglich die svg Datei editiert, weil man vielleicht einen Rechtschreibfehler gefunden hat, wird das automatisch in Sozi aktualisiert.

Sozi erzeugt 3 Dateien:

Für mich fühlt sich die Bearbeitung im Vektor-Grafik-Programm genau so an, wie in Prezi Classic, als man die Oberfläche mit Inhalt gefüllt hat.

23Okt/20

Edu Game Design Jam im Rahmen der spiel.digital

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Daniel Behnke und Daniel Bernsen hatten die fantastische Idee einen Edu Game Jam ins Leben zu rufen. Dort treffen sich Menschen, die Spiele für den Bildungsbereich entwickeln, beforschen oder einfach nur verwenden wollen.

Dazu haben sie eine Webseite eingerichtet und einen Game Design Kurs entwickelt, der bis zum 15.11. wöchentlich Beiträge freischaltet.

Darüber hinaus gibt es, wie es sich für Gamer*innen gehört, einen Discord-Server. Auf dem sich die lernende Community austauscht und ihre selbst entwickelten Spiele vorstellt.

Am 04.11. um 19:00 Uhr werde ich etwas zur Spieleentwicklung als Teil des Erkenntnisprozesses machen (Link zum Zoom-Meeting: https://igmetall.zoom.us/j/95160028394). Dort wird es vor allem um eine Seminarmethode gehen, bei der die Teilnehmenden in die Lage versetzt werden, selbst Spiele zu entwickeln. Meine Beobachtung ist, dass der Spieleentwicklungsprozess dabei hilft, das Gelernte neu zu framen und anzuwenden. Spieleentwicklung ist damit nach den Taxonomien von Bloom schon eine sehr komplexe Verarbeitung von Gelerntem.

22Okt/20

Padlet-Alternative

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

In meinem neuen Job, bei der IG Metall sind wir darauf angewiesen datenschutzkonforme Dienste zu nutzen. Padlet ist deshalb zwar immer noch die erste Wahl, aber es muss auf Dauer eine Alternative her. Deshalb habe ich mal ein wenig geforscht, und bin auf Spacedeck gestoßen. Man kann das Werkzeug auf seinem eigenen Server installieren, ich habe das mal auf meinem uberspace gemacht.

Fühlt euch eingeladen, euch mit dem Beta Invite Code top-sekrit zu registrieren und Spacedeck auszuprobieren.

23Sep/19

Der Überwachungskomplex der Anderen

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Überwachung, da denke ich immer an den Staat, die NSA, vielleicht noch an Google oder Facebook.

Aber was ist mit all jenen, die sich für ein paar Euros Überwachungskameras an ihre Wohnungstüren kleben. Wobei Überwachung, das ist so ein böses Wort, wer hat denn schon vor zu überwachen? Es ist doch praktisch, wenn der Paketbote klingelt, und weil ich nicht zu Hause bin, die intelligente Klinge auf meinem Smartphone durchklingelt und mich direkt mit dem Paketboten verbindet. Dem kann ich dann erklären, wo die Lieferung abgestellt werden kann, sehr praktisch.

 Angaben des Herstellers

  • Überwacht Ihr Zuhause mit 1080p HD-Video mit infrarot-Nachtsicht.
    Sehen Sie auf Ihrem Grundstück jederzeit nach dem Rechten mit Live-Video auf Abruf.
  • Mit Diebstahlschutz: Wenn Ihre Türklingel gestohlen wird, ersetzen wir sie kostenlos.
  • Standardfunktionen wie Sofortbenachrichtigung, Live-Video und Gegensprechfunktion sind sofort und kostenlos auf allen Ring-Geräten verfügbar.
  • Für die Aktivierung von Videoaufzeichnungen auf Ihrem Ring-Gerät ist ein Ring Protect-Abonnement erforderlich. Ring Protect ist ein optionales Abonnement, mit dem Sie die Momente, die Sie verpasst haben, jederzeit festhalten, überprüfen und teilen können. Sie können Ring Protect 30 Tage lang kostenlos testen. Am Ende der kostenlosen Testversion können Sie Ring Protect weiterhin nutzen, indem Sie das Abonnement für nur 3 € im Monat auf ring.com abschließen.

Ein Upload in die Cloud ist möglich, aber darauf will ich gar nicht hinaus. Entscheidend ist, dass solche Technologien die Allmachtsphantasien nährt.

Vor einigen Jahren hatte ich diese App für eine Seminardemonstration auf einem ausrangierten Android Smartphone installiert. Ich kann nicht leugnen, dass mich die technischen Möglichkeiten fasziniert haben. Man muss schon sehr bewusst wegschauen, um die angebotenen Features nicht zu nutzen.

Und natürlich kann man die Doorbell und viele andere Smarthome Vereinfachungstools nutzen und einfach die anderen Möglichkeiten ausblenden. Aber das scheint mir unrealistisch. Natürlich wird der Radius des Bewegungssensors nicht bei 1,5 Metern bleiben, sondern ausgedehnt und bei 9 Metern kann man bequem die Strasse und die anliegenden Häuser mit beobachten. Und ja, das passiert und zwar weil es geht.

Wer sich eine Amazon Alexa-Wanze in seine Wohnung stellt, ist selber schuld, wer sich eine Doorbell an die Türe klebt, spioniert ohne zu fragen sein Umfeld mit aus.

Der Verbreitungsgrad ist enorm, es ist also nichts, was weggehen wird, sondern die Anzahl der Geräte wird eher noch zunehmen. Sie sind günstig und das damit versprochene Feature überzeugend.

Menschen, die ich bei der Nutzung dieser Geräte beobachte, reden ganz normal von Menschen, die sie auf der Straße beobachten, die dort immer wieder zu sehen sind und verdächtig erscheinen. Sehr schnell sieht man Verbrecher, wo keine sind.

Vor kurzem laß ich bei Netzpolitik.org eine Rezension des Snowden Buchs. Snowden erklärt dort Überwachungs-Technologien und warum sie unsere Freiheit einschränken. Was aber wenn nicht die Staaten überwachen, sondern die Bürger sich gegenseitig?

22Sep/19

Die Privatsphäre unserer Kinder

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Vor einigen Wochen schrieb ich über die Überwachung von Kindern, durch ihre Eltern, die damit weit über das Ziel normaler Verantwortung für ihre Kinder hinausschießen. Überwachung und Kontrolle, das sind Worte, die wir im Zusammenhang mit der Erziehung unserer Kinder ungern hören.

Im Gespräch mit Schüler_innen verschiedenster Jahrgangsstufen, wurde mir deutlich, wie unterschiedlich Privatsphäre gelebt wird. Und das meine ich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger.

Viele Schüler_innen scheinen die Zugangsdaten zu ihren Social Media Accounts mit ihren besten Freund_innen zu teilen. Nun wissen wir, dass das Posten von Bildern nicht die vorrangige Nutzung der Dienste ist, sondern die inhärente Messengerfunktion. Die ist nicht öffentlich und dort entfalten sich die privaten Gespräche mit den angeschlossenen Followern/Freund_innen.

Diese Nutzungspraxis verhindert ein privates Gespräch, denn man weiss nie, wer von den BF (Best Friends) alles mitliest. Das ist ok, zumindest für die Kids. Privatsphäre proklamiert niemand. Wahrscheinlich weil die Kids gelernt haben, das eh mehr mitlesen, als nur der/die, mit der ich glaube gerade zu schreiben.

Auf die Frage, was passieren würde, wenn man mit der besten Freund_in Streit hat, bekomme ich die Antwort, “dann ändere ich das Passwort”.

Wenn jemand in einer Beziehung ist, ist das übrigens kein Grund, das Passwort zu ändern um zu verhindern, dass die BF’s mitlesen können.

Auf mich wirkt das sehr befremdlich und hat mit meinem Privatsphärenkonzept wenig zu tun. Ob es mit den Überwachungspraktiken der Eltern korreliert wäre interessant zu untersuchen.

Sicher ist aber, mit der kommenden Generation werden sich die angestammten Vorstellungen von Privatsphäre ändern, ob uns das gefällt oder nicht.

Was ist mit euch, berichten eure Kinder ähnliches oder handelt es sich vielleicht um ein lokales Phänomen?

16Apr/19

Was Überwachung mit unseren Kindern macht

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Kennt ihr Elfcams? Das sind Pseudo-Kameras, die sich als “Augen der Elfen” in Kinderzimmern tarnen. Den Kindern wird erzählt, die Elfe passt auf, dass sich das Kind auch brav verhält, wenn nicht wird dem Weihnachtsmann Bericht erstattet. Natürlich ist es keine echte Kamera , sondern nur eine Attrappe, aber die Kinder glauben daran und halten es für eine gute Sache, solange die Weihnachtsgeschenke entsprechend ausfallen.

Eine Kamera, die nur so tut, als sei sie eine Kamera, aber eigentlich genau den gleichen Effekt hat, wie eine richtige Kamera. Die Suche nach Kamera-Attrappen bei Amazon führte zu 2000 Ergebnissen. Das scheint also auch bei Erwachsenen Menschen prima zu funktionieren.

Wie Überwachungskameras wirken können wir an diesem Beispiel sehr schön nachvollziehen: Es ist weniger ein technische Lösung, als vielmehr ein verhaltenspsychologisches Phänomen. Menschen verhalten sich anders, wenn sie das Gefühl haben, überwacht zu werden. Sie verhalten sich so, wie sie glauben, dass es von Ihnen erwartet wird, sich zu verhalten.

Damit wird alles impulsive, alles kreative, alles disruptive, aber natürlich auch alles delinquente unterdrückt. In dem ein oder anderen Fall sicherlich bewusst, in den allermeisten Fällen aber vollkommen unbewusst. Überwachung lässt uns bestimmte Verhaltensweisen vergessen. Je früher wir damit anfangen Menschen Überwachungssystemen auszusetzen, um so unbewusster adaptieren wir scheinbar gewünschte Verhaltensweisen.

Mit der Elfcam verhält es sich wie mit dem Panoptikum. Es handelt sich um ein Konzept für den modernen Gefängnisbau. Auch in Fabriken, so ist in der Wikipedia zu lesen, lassen sich architektonische Konstruktionen finden, bei denen ein Einzelner Viele überwachen kann. Es beruht auf der Ungewissheit, ob man gerade überwacht wird oder nicht. Diese Ungewissheit lässt uns so verhalten, als würden wir dauerhaft beobachtet werden.

Kinder werden umgeben mit Überwachung. Selbst “Helikopter-Eltern” legen viel Wert darauf, dass die Kinder niemals ohne ihr Handy aus dem Haus gehen. Nicht nur damit man sie erreichen kann, sondern auch, damit man zu jedem Zeitpunkt weiß, wo sie gerade sind. Sie werden schon früh für Überwachung desensibilisiert und kennen natürlich die Möglichkeiten, mit denen Überwachung ausgeübt wird. Sie verhalten sich deshalb so, wie es ihre Eltern von ihnen erwarten.

Überwachung nehmen Sie selten als unangenehm wahr, denn schließlich wollen wir Eltern nur das beste: Sicher zu sein, dass es ihnen gut geht. Wir sind schließlich verantwortlich. Wo wir auch schon bei der anderen Seite der Medaille sind. Überwachung passiert nicht nur durch Google und Amazon oder den Staat, sondern vor allem in der Familie. Ja, wir nennen es Sicherheit, aber die Grenzen sind fließend. Also sollten wir auch ein wenig vor der eigenen Haustüre kehren. Je mehr überwachungsfreie Räume wir für unsere Kinder schaffen, in dem wir deutlich machen, wann wir sie überwachen und wann nicht, um so eher werden sie sich nicht damit abfinden überwacht zu werden und um so unangepasster werden sie.

Sprecht mit euren Kindern und ihr werdet überrascht sein, wie gut sie das Konzept Überwachung internalisiert haben, weil es ihr Standardzustand ist und wie wichtig ihnen ihre Privatsphäre ist. Die verschlossenen Türen, die ab einem bestimmten Alter für den “elternfreien” Raum sorgen, die WhatsApp Chats, die sie nicht mehr vorlegen wollen. Es ist ein furchtbarer Widerspruch, der Teil dieser Welt geworden ist, in der wir mit Überwachung leben müssen und gleichzeitig die physische Privatsphäre zu schützen versuchen.

10Apr/19

Hypertexte und zufälliges Lernen

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Natürlich, eigentlich besteht das ganze Internet aus Hypertexten, aber die Technologie ist ein wenig in Vergessenheit geraten. Lost in Hyperspace haben wir jetzt im Griff, dank RSS, kuratierten Timelines und Apps. Zu Zeiten der kaum beherrschbaren Informationsfluten und des Surfens durch das Infochaos war der Hypertext die fleischgewordene Vollendung des Konstruktivismus. Anfang der 2000er haben Kontruktivist_innen den Hypertext als Möglichkeit verstanden das Internet als Lernplattform zu nutzen. Damals haben wir es als pädagogische Herausforderung verstanden, die vielen unterschiedlichen Kontexte und Zugänge bei Lernen in Gruppen zu bearbeiten. Damals waren es weniger die Algorithmen, die meine Konstrukte determinierten, sondern vielmehr die Sozialisation und die Biografie. Beides ist auf eine Art extrinisch, allerdings erscheinen die Algorithmen deutlich absichtsvoller, über den Grad des Zufalls lässt sich streiten.

Der Großartige Michael Wesch hatte damals mit Studierenden solche Videos gemacht:

… und mit fast 12 Mio Views viele Menschen inspiriert.

Wie weit ist es gekommen, dass man sich den nicht algorithmisierten, chaotischen Hypertext zurück wünscht um Lernen wieder etwas Zufälliges zu verleihen? Wobei Zufall letztendlich im Blickwinkel des Betrachters liegt, denn natürlich wurden auch die guten alten Hypertxte algorithmisiert. Ob ein Link uni- oder bidirektional ist, also nur von sich wegverweist oder auf der anderen Seite auch wieder zurückverweist, erhöht die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Lernwege. Rein statistisch ergeben sich so Textteile, die seltener erreicht werden können, als andere. In meiner Dipl. Arbeit habe ich mich lange mit Hypertexten befasst. (erste eigene Hypertext-Lernumgebung zu Lerntheorien).

Nach wie vor ist die Wikipedia das Vorbild eines mehr oder weniger radikalen Hypertextes ohne die Absicht, den Nutzenden durch Pseudo-Textstückchen zu leiten. Hier sollen lediglich inhaltliche Zusammenhänge hergestellt werden, die eine Vertiefung oder sogar abschweifung ermöglichen.

Inzidentielles Lernen nennen es die Pädagog_innen, wenn lernen ohne Lernabsicht einfach passiert, weil man abschweift oder zufällig auf einen Zusammenhang stößt, der die eigenen Konstrukte in Frage stellt, denn genau dann lernen wir. Hypertexte sind genau dazu sehr gut geeignet. Die wesentlich wirkmächtigeren Tools zum inzidentiellen Lernen sind aber wohl Suchmaschinen, auch wenn ein Algorithmus versucht zu berechnen, was auf eine bestimmte Suchanfrage als Ergebnis erwartet wird.

Zurück zum Anfang: Der Hypertext als fleischgewordene Vollendung des Konstruktivimus, das heißt letztendlich nichts anderes, als das Digitale als geeignet zu erklären, die eigenen Konstrukte zu hinterfragen, zu stören, zu verändern. Zufall statt datengetriebene Analyse des Lernverhaltens und Adaption externer Lernziele. Chaos statt Kuration. Das geht wohl nicht mit dem Lernverständnis in Schule einher, wohl aber mit dem der Erwachsenenbildung. Also mehr Mut zum Hypertext!

04Apr/19

Gutes Creative Commons Plugin für wordpress

Quelle: Dotcom-Blog Autor: gibro

Ich habe mich mal wieder mit den WordPress Plugins befasst und dabei ist mir eine hilfreiche kleine Erweiterung in die Suchergebnisse geraten: Der Creative Commons Post Republisher. Damit ist es möglich, ein kleines CC-Logo unter den eigenen Blogpost zu implementieren, mit dem man den Lesenden eine niederschwellige Möglichkeit gibt, den eigenen Blogpost zu kopieren und dabei die genaue Attribution anzugeben, die genutzt werden soll. Für eines meiner letzten Blogposts sieht das dann so aus:

Neben dem Blogpost im html-Format ist oben leicht verständlich die Bedingung zu finden unter der der Artikel auch auf anderen Webseiten erscheinen darf.

Sein blog unter eine CC Lizenz zu stellen ist eine Sache, die Anderen einzuladen die Artikel reposten zu können eine ganz andere. Vielleicht bringt man so erst den ein oder anderen auf die Idee, den Text/die Idee zu kopieren und ganz woanders erneut zu veröffentlichen.