Category Archives: Jochen Robes

14Aug/17

Bildung und Umgebung (I). Wege aus der pädagogischen Provinz

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Der Autor arbeitet sich am Stand der Bildung ab, und wie bei vielen „schönen“ Texten kann man sich auch hier nie ganz sicher zu sein, alle Botschaften verstanden zu haben. Bildung, das nehme ich mit, hatte mit dem Lesen von Büchern zu tun und war in nationalen Traditionen (Provinz!) verwurzelt. Dann kam Bologna und bescherte zwar eine „Europa-Beamten-Bürokratie“, aber nicht die erhoffte, grenzüberschreitende Mobilität der Studierenden. Nicht bestellt, aber einflussreicher sind dagegen die sozialen Netzwerke, die von Silicon Valley aus den europäischen Kommunikations- und Bildungsraum prägen. In diesem ersten Teil drückt Heiko Christians vor allem sein Unbehagen an einigen aktuellen Veränderungen aus. Die Stichworte „Medienkometenz“ und „Bildungsroman“ fallen. Aber die Auflösung erfolgt wahrscheinlich erst in der Fortsetzung dieses Artikels. Mal sehen, ob sie der Verlag wieder offen ins Netz stellt…

„Dass sich gleichzeitig – nach Bologna, Pisa oder Lissabon (also nach dem »Übereinkommen über die Anerkennung von Qualifikationen im Hochschulbereich in der europäischen Region« vom 11. April 1997) – weder die internationale Mobilität der Studierenden verbessert hat, die wahrscheinlich sogar im Mittelalter höher war als heute, noch die sogenannte Regelstudienzeit durchschnittlich besser eingehalten wird, ist als deprimierende Zwischenbilanz der Reform schon akzeptiert. Obwohl sie mit genau diesen Verheißungen eingeleitet worden war, zeigt sich jetzt, dass es womöglich doch weniger um studienorganisatorische als vielmehr um (macht)- politische Ziele gegangen sein dürfte.“

Heiko Christians, Merkur, Jahrgang 71, Heft 819, August 2017

Bildquelle: Goldmund100 (Luca Volpi, Wikimedia)

 

14Aug/17

Sammelrezension zum Thema informelles Lernen

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

2016 sind zwei Handbücher zum „Informellen Lernen“ erschienen – mit insgesamt über 1.500 Seiten. Herausgeber sind zum einen Marius Harring, Matthias D. Witte und Timo Burger, zum anderen Matthias Rohs. Man kann darüber spekulieren, was der doppelte Versuch einer systematischen Darstellung des Themas über den Stand der Diskussion sagt. Vicki Täubig hat sich jedenfalls durch beide Werke gearbeitet, hält sich aber in ihrer Rezension mit eigenen Einschätzungen zur Sache zurück. Sie entdeckt viele Parallelen, Unterschiede (hier mehr Jugend-, da mehr Erwachsenenzentrierung) und Schwerpunkte (digitale Medien im Handbuch von Matthias Rohs, internationale Perspektiven bei Marius Harring, Matthias D. Witte und Timo Burger). Am Ende wirbt sie wirklich für ein „mäanderndes Lesen“, das sich jeweils aus beiden Handbüchern bedient. Eine charmante Idee, aber vielleicht doch eine Zeitfrage …
Vicki Täubig, in: Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR),16 (2017), Nr. 4, 2. August 2017

11Aug/17

Wissensmanagement kompakt

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) in Düsseldorf hat die Broschüre „Wissensmanagement kompakt“ herausgegeben. Es ist eine praxisorientierte Handreichung für Unternehmen, die das Wissen erfahrener Mitarbeiter*innen sichern und den Wissenstransfer in ihrer Organisation unterstützen wollen. Den roten Faden bilden die Bausteine des Wissensmanagements nach Probst/ Raub/ Romhardt. Dabei widmet sich die Broschüre vor allem der Wissensidentifikation und dem Wissenstransfer, die mit zahlreichen Methoden und Einsatzbeispielen unterlegt werden. Die Rede ist unter anderem von der Qualifikationsmatrix, Wissenslandkarten, Kompetenzprofilen (Wissensidentifikation), von altersgemischten Teams, Mentoring und Wissensstaffeln (Wissenstransfer). In diesen konkreten Beispielen (mit Ansprechpartnern!) liegen Charme und Nutzen der Broschüre. Allerdings fehlen Projekte, in denen versucht wird, diese Wissensprozesse – auch mit Hilfe neuer Netztechnologien – im Arbeitsalltag und der informellen Kultur des Unternehmens zu verankern. Aber dafür hätte man wahrscheinlich den Blick von Industrie und Produktion weg auf andere Branchen werfen müssen.
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa), 31. Juli 2017 (pdf)

11Aug/17

Why Adopt Microlearning – 15 Questions Answered

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Eine nützliche Übersicht über das Konzept „Microlearning“. Aus meiner Sicht wird dem Stichwort schon fast etwas zuviel zugemutet, aber dafür werden alle denkbaren Perspektiven aufgenommen und beleuchtet: Was Microlearning ist („an action-oriented approach of offering bite-sized learning that gets learners to learn, act, and practice“), die Vorteile von Microlearning, die verschiedenen Einsatzfelder und Designs und sogar einige Anmerkungen zum ROI. Als Auszug anbei die im Artikel aufgeführten Formate:

„Interactive parallax based scrolling, mobile apps, short videos, interactive videos, whiteboard animations, kinetic text based animations, complex branching scenario based simulations, infographics, eBooks and flipbooks, iPDFs (interactive PDFs)“

Asha Pandey, EI Design, 10. August 2017

10Aug/17

Meinungsbeiträge: New Educonomy

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Zum Stichwort „New Educonomy“ hat die Redaktion der Bundeszentrale für politische Bildung jetzt noch zwei Positionen ergänzt: Martina Schmerr (GEW) und Tobias Kollmann (Universität Duisburg-Essen) nehmen jeweils Stellung zum Verhältnis von Bildungsbereich und Digitalisierung, ohne sich aber richtig ins Gehege zu kommen. Während Martina Schmerr für Grenzen und Transparenz plädiert, unterstreicht Tobias Kollmann die Bedeutung digitaler Kompetenzen und den Nachholbedarf in Deutschland. Beides kann man gut nacheinander lesen.
Bundeszentrale für politische Bildung/ werkstatt.bpb.de, 27. Juli 2017

10Aug/17

Seven Reasons to Use a WordPress eLearning Platform

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Wer in L&D eines Großunternehmens arbeitet, sollte vielleicht diesen Artikel überspringen oder erst nach Feierabend lesen. Natürlich kann WordPress kein LMS ersetzen. Aber: WordPress ist wahrscheinlich das weltweit am häufigsten genutzte Content Management System und damit längst seinem Ursprung als Blogging-Plattform entwachsen. Man kann WordPress selbst hosten oder externe Dienste in Anspruch nehmen. Es ist fast beliebig anpassbar. Fast jede denkbar Funktion kann ergänzt werden, um Kurse, Inhalte und Medien interaktiv zu gestalten. Und fast jede Verknüpfung mit sozialen Netzwerken und Tools ist möglich. Denn hinter WordPress steht eine weltweite Community, die auf (fast) jede Frage eine Antwort hat.

Zur Erinnerung: Auch unser Corporate Learning 2025 MOOCathon läuft auf einer WordPress-Installation.
Pamela Hogle, Learning Solutions Magazine, 9. August 2017

Bildquelle: Dave Clements (Wikimedia)

09Aug/17

Lernen und Bildung Erwachsener

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Neben „schöner Literatur“ habe ich mir im Urlaub auch ein Fachbuch gegönnt und „Lernen und Bildung Erwachsener“ von Horst Siebert eingepackt. Horst Siebert, das vorneweg, ist eine feste Größe in der Erwachsenenbildung, hat das Fach mitentwickelt, in Hannover gelehrt und ist inzwischen emeritiert. Das Buch ist 2011 zum ersten Mal erschienen und wurde für die 3. Auflage (2017) von Matthias Rohs um ein Kapitel „Erwachsenenbildung in der digitalisierten Gesellschaft“ erweitert. Auch ein Kaufgrund für mich.

Das Buch richtet sich vor allem an Studierende der Erwachsenenbildung und will ihnen Überblick und Orientierung geben. Es enthält fünf Kapitel, die keiner strengen Logik folgen, sondern eher verschiedene Perspektiven auf den Gegenstand „Erwachsenenbildung“ werfen. Ihre Überschriften lauten: 1. Lernforschung im Überblick, 2. Biografisches Lernen, 3. Lehr-Lernsituation, 4. Bildung in der Gesellschaft der Postmoderne, 5. Theorien der Erwachsenenbildung. Hinzu kommt das abschließende Kapitel von Matthias Rohs.

Da meine Lektüre größtenteils bei tropischen Temperaturen in Südfrankreich erfolgte und sich in den familiengesteuerten Tagesablauf einbetten musste, will ich an dieser Stelle in lockerer Reihung aufzählen, was ich „mitgenommen“ habe.

  • Horst Siebert ist ein Vertreter einer konstruktivistischen Erkenntnis- und Lerntheorie. Das ist heute zwar kaum noch eine Nachricht wert, aber man erfährt als Leser dieses Grundlagenwerks sehr schön, was der Konstruktivismus als Dach alles zusammenführt: Das beginnt (natürlich) mit einer klaren Vorstellung vom Lernen und von Lernprozessen: Sie sind „situiert“, „biografisch eingebettet“, „selbstgesteuert“, „lebensweltbezogen“. Wie ein roter Faden wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das Lernen Erwachsener geprägt von persönlichen Erfahrungen ist, verankert in unterschiedlichen soziokulturellen Milieus, geprägt von beruflichen Anforderungen und familiären Situationen.
  • Aus den weiteren Bezügen, die sich aus der konstruktivistischen Erkenntnis- und Lerntheorie ergeben, will ich nur zwei Punkte herausgreifen: zum einen die Verbindung zu den Erkenntnissen der Neurowissenschaften bzw. Gehirnforschung, auf die Horst Siebert natürlich ausführlich hinweist. Er führt an, dass unser Gehirn (als „wichtigstes Lernorgan“, S.74) autopoietisch, operational geschlossen, strukturdeterminiert und selbstorganisiert funktioniert und dass es als geschlossenes System vorwiegend mit sich selbst kommuniziert, Lernen also überwiegend als „innerer Monolog“ stattfindet. Aber Horst Siebert stellt auch fest, dass, so faszinierend die Erkenntnisse der Gehirnforschung auch scheinen, ihre didaktisch-methodischen Konsequenzen „begrenzt“ sind (S. 68).
  • Zum anderen spannt Horst Siebert eine Verbindung zwischen postmoderner Gesellschafts- und konstruktivistischer Erkenntnistheorie, wenn er Pluralität (als „Vielfalt der Wirklichkeiten, der Wahrheiten, der ‚Vernünfte‘“) als Schlüsselbegriff hervorhebt. „Lernen in der Postmoderne ist eine unabgeschlossene Suchbewegung.“ (S. 145)
  • Der letzte Punkt weist auch darauf hin, dass „Lernen und Bildung Erwachsener“ mehr Disziplingeschichte als ein (systematisches) Handbuch zur Didaktik und Methodik des Erwachsenenlernens ist. Aber natürlich fällt das Stichwort „Ermöglichungsdidaktik“, und natürlich ergeben sich aus den Ausführungen von Horst Siebert unmittelbare Konsequenzen für die praktische Gestaltung und Umsetzung von Lehr-/ Lernsituationen. Zwei Zitate, die das unterstreichen:

„Erwachsene sind lernfähig, aber unbelehrbar. Das schließt jedoch nicht aus, dass sie mit und von anderen lernen.“ (S. 95)

„Dies ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Schulpädagogik und Erwachsenenbildung: In der Schule sind die Themen von dem Fächerkanon vorgegeben. In der Erwachsenenbildung werden die Themen durch die Teilnehmer vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen und Verwendungssituationen konstruiert.“ (S. 80)

  • Horst Siebert zeichnet auch nach, wie sich in den letzten Jahrzehnten die Schwerpunkte der Erwachsenenbildung verändert haben. „Qualifikation – Kompetenz – Bildung“ lautet die Überschrift eines Kapitels. Hier spricht er sogar von der „Renaissance und Reinterpretation des Bildungsbegriffs“: „Bildung ist ohne Wissen, Qualifikationen, Kompetenzen nicht denkbar. Aber Bildung enthält darüber hinaus eine ethische und politische Dimension. Bildung basiert auf einem humanistisch-demokratischen Menschenbild.“ (S. 50) Das ist vermutlich schon 2011 geschrieben, aber auch heute jederzeit anschlussfähig.
  • Zum Stichwort „Disziplingeschichte“ hier eine interessante Zusammenfassung von Horst Siebert:

„Überblickt man die Erwachsenenbildungsforschung der vergangenen 50 Jahre, lassen sich folgende Trends und Akzentverschiebungen feststellen:
– von Pädagogik zum Bildungsmanagement (Organisationsentwicklung, Personalentwicklung, Change Management)
– von der Lern- und Entwicklungspsychologie zur Biografieforschung
– von der Bildungssoziologie zur Milieuforschung
– von der fachspezifischen Forschung zur interdisziplinären Forschung
– von der nationalen Perspektive zur komparativen, internationalen Perspektive
– von der Institutionenforschung zur Netzwerkforschung
– von formalen Lernprozessen zur Verbindung formalen und informellen Lernensvon der Lehrforschung zur Qualitätssicherung.“ (S. 41)

  • Zum Abschluss noch zwei Beobachtungen: Wenn Horst Siebert von Erwachsenenbildung spricht, dann sind ihm die Volkshochschulen als Lernorte näher als die Arbeitsplätze in Unternehmen und Organisationen. Betriebliche Weiterbildung kommt nur am Rande vor. Das kann auf Leerstellen der Lehr-/ Lernforschung oder den persönlichen Erfahrungshintergrund des Autors hinweisen. Oder auf beides.
    Der andere Punkt: Es ist sicher nur eine Notlösung, wenn die Digitalisierung und ihr Einfluss auf das Lernen und die Bildung Erwachsener in einem separaten Kapitel nachgeschoben wird. Sie gehört in jedes Kapitel (ohne dass selbstverständlich das Stichwort in jedem Kapitel fallen muss).

Mein Fazit: Ich habe das Buch mit großen Gewinn gelesen, weil es von der ersten bis zur letzten Seite unterstreicht, dass Lernen ein selbstgesteuerter Prozess ist, lebenswelt- und situationsbezogen. Der Begriff „Biografisches Lernen“ bringt es auf den Punkt und zeigt die Grenzen der Informationsvermittlung im Sinne einer „Belehrungsdidaktik“ auf.
Horst Siebert: Lernen und Bildung Erwachsener. Bielefeld (W. Bertelsmann Verlag) 2017, 3., überarb. Auflage, 243 S.

08Aug/17

What does the 6th annual Learning in the Workplace Survey say about the state – as well as the future – of L&D?

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Bevor ich mich in den nächsten Tagen immer wieder mal an die Links und Artikel setzen werde, die in den letzten Sommerwochen erschienen sind, zuerst etwas Aktuelles: Jane Hart hat wieder die Besucher ihrer Seite gefragt, wie sie verschiedene Lernangebote und -wege im Arbeitskontext einschätzen. 12 Möglichkeiten standen zur Auswahl – von Classroom Training bis Web Search. Und 93 Prozent der Teilnehmer setzten wieder „daily work experiences“, also die täglichen Arbeitserfahrungen, auf den ersten Platz. Dazu Jane Hart:

„The most interesting thing to note about these results is that the 4 most valued ways of learning – Daily work experiences, Knowledge sharing with teamsWeb search and the use of Web resources – are all self-organised and self-managed “non-designed” forms of learning, whilst “designed” and “organised” forms of learning like Classroom training and E-Learning – both of which L&D traditionally has focused on – are the least valued ways of learning in the workplace.“

Das hat natürlich Konsequenzen für L&D. Es kann, so Jane Hart, nicht einfach darum gehen, Präsenzveranstaltungen und E-Learning attraktiver zu gestalten. In den Vordergrund rückt vielmehr die Unterstützung der Mitarbeitenden und Führungskräfte bei den vielen selbstorganisierten, informellen Lernprozessen, die sie täglich am Arbeitsplatz „leben“. Das ist jetzt keine neue Botschaft, aber die Umfrage liefert einen weiteren Beleg.
Jane Hart, Modern Workplace Learning Magazine, 8. August 2017

07Aug/17

E-Learning-Tools

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Die aktuelle Ausgabe des FNMA Magazins (Forum Neue Medien in der Lehre Austria) stellt verschiedene Tools vor, die in der Lehre und Zusammenarbeit an österreichischen Hochschulen zum Einsatz kommen. Eine Mischung aus kurzen Steckbriefen, Manuals und Erfahrungsberichten. Behandelt werden Kahoot, Twitter, OneNote, Planner, Yammer, Classmill, KnowledgeFox, dazu einige Computerspiele, die beim Sprachenlernen eingesetzt werden. An der einen oder anderen Stelle wird auch der Kontext gestreift, in den der Einsatz eingebettet ist (Flipped Classroom, Microlearning). Und auch kritische Töne finden Platz, wenn z. B. Philippe Wampfler auf die „Gefahr der Quizifizierung der digitalen Bildung“ hinweisen darf.
FNMA Magazin, 02/2017 (pdf)