Quelle: Weiterbildungsblog
Autor: jrobes
Eine Frage, der ich mich immer mal wieder stellen muss. So auch diese Woche. Denn so fasziniert alle vom Format der kurzen Erklärfilme sind, möchte der/die eine oder andere doch wissen, was das Ganze eigentlich bringt und ob sich der Aufwand für zwei oder drei Minuten auch lohnt.
Hier ist meine Antwort. Nicht im Wortlaut, aber ungefähr.
Es gibt zwei Einsatzszenarien. Zum einen gehört, dass der Nutzer in einer konkreten Situation eine kurze, schnelle Hilfe benötigt. Zum Beispiel, wie man beim Öffnen einer Maschine vorgeht. Wie die korrekte Bedienreihenfolge aussieht. Hier geht es um Performance Support. Lernen oder Erinnern („Nachhaltigkeit“) ist nur ein schöner Nebeneffekt. Denn der kurze Film steht dem Nutzer auch beim nächsten Mal, wenn er wieder vor dem gleichen Problem steht, zur Verfügung. Idealerweise kann der Nutzer noch den Film bewerten, so dass die andere Seite weiß, dass sie eine nützliche Hilfe entwickelt hat.
Im zweiten Einsatzszenario ist der Erklärfilm in ein didaktisches Konzept eingebettet, das nicht nur auf ein begrenztes „How to …“, sondern den Erwerb einer Kompetenz abzielt. Das fängt schon damit an, dass der Film selbst mit einem Auftrag oder einer Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden verbunden ist. Zum Beispiel mit der Aufgabe, den Film unter einem bestimmten Gesichtspunkt zu kommentieren oder zu bewerten oder mit anderen Lernenden zu diskutieren.
Eine weitere Stufe dieses Szenarios könnte dahingehen, die Lernenden selbst Erklärvideos zu einem Thema suchen, ihre Auswahl reflektieren sowie die Inhalte und Qualität der Erklärvideos beurteilen zu lassen. Und im nächsten Schritt verlagert sich die Aufgabe dahin, dass die Lernenden selbst ein Erklärvideo zu einer konkreten Fragestellung entwickeln.
Spannt man den Bogen konzeptionell noch weiter, ist das bzw. sind die Erklärfilme möglicherweise Bausteine umfangreicherer Blended Learning-Szenarien, die aus einer Reihe von Lernaktivitäten bestehen und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Hier verschiebt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit des Erklärfilms natürlich zur Frage nach der Nachhaltigkeit des jeweiligen Blended Learning-Szenarios. Soweit man überhaupt über Nachhaltigkeit und nicht besser gleich über eine erfolgreiche Kompetenzentwicklung sprechen möchte (zum geliebten-ungeliebten Stichwort hier noch ein aktueller Link: „Nachhaltigkeit in der Lehre – Perspektiven der Universität Hamburg“, 2018).
Das jedenfalls habe ich so ungefähr geantwortet, als ich nach der Nachhaltigkeit kurzer Erklärfilme gefragt wurde. Was habe ich vergessen?
Bildquelle: Anna Hansch u.a., Alexander von Humboldt Institute for Internet & Society Discussion Paper Series, 13. März 2015 (via SSRN)