Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes
Am 22. Februar 2021 hat die Bundesregierung die „Initiative Digitale Bildung“ vorgestellt. Jetzt läuft die Diskussion. Eigentlich sind die Argumente (oder sollte ich besser sagen „Bedenken“?) bekannt. Denn seit dem November 2018, seit MILLA, fährt der Zug. Und auf dem ersten Wagen, ganz groß, steht die Idee einer Nationalen Bildungsplattform geschrieben: „In diesem Digitalen Bildungsraum wollen wir bestehende und neue digitale Bildungsplattformen zu einem bundesweiten und europäisch anschlussfähigen Plattform-System im Sinne einer nationalen Bildungsplattform verknüpfen.“
Heike Kölln-Prisner hat auf EPALE noch einmal wichtige „strukturelle“ Fragen zusammengetragen. Zum Beispiel: Wer macht bei der Initiative alles mit bzw. darf mitmachen? Wie sinnvoll ist eine nationale Initiative überhaupt (EPALE lässt grüßen …)? Wie finden informell erworbene Kompetenzen Eingang in die Plattform und die Profile ihrer NutzerInnen? Welche Qualitätsstandards für Bildungsangebote zählen?
Man könnte viele weitere Fragen aufzählen. Aus meiner Sicht passt die Idee einer Nationalen Bildungsplattform nicht in die Zeit. Man will zusammenfassen und zentralisieren in einem Bereich, der offen, heterogen, dynamisch und individuell ist und sein sollte. Doch die Crux: Die Bundesregierung ist (zum ersten Mal!?) bereit, viel Geld in Bildung und Weiterbildung zu investieren. Das heißt: Selbst wer der Idee einer Nationalen Bildungsplattform jetzt nichts abgewinnen kann, wird gerne bereit sein, zu diskutieren, zu konzipieren, zu entwickeln, zu pilotieren und zu evaluieren. Mich eingeschlossen.
Abschließend: Der „Ideenwettstreit“, den Joachim Sucker vor zwei Jahren als MILLA-Replik formulierte, gefällt mir immer noch am besten: „Ich stelle mir gerade neue Orte der Begegnung vor, die das Thema der Teilhabe in einer digitalisierten Gesellschaft und unsere Zukunftsherausforderungen thematisieren, die das konkret vor Ort umsetzen. Das wären bei jährlich 3 Mrd. € und einer Finanzierung von jährlich 100.000,-€ pro Projekt insgesamt 30.000 dritte Orte in Deutschland. Eine unglaubliche Vorstellung. Das wäre ja Weiterbildung an jeder Milchkanne. Aber selbst, wenn es nur 15.000 Orte wären und der Rest in die berufliche Bildung fließt, damit könnte ich auch leben ;-).“
Heike Kölln-Prisner, EPALE – E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa, 9. März 2021