Category Archives: Jochen Robes

02Okt/20

Agiles Lernen im Unternehmen

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Wenn ich heute von „agilem Lernen“ lese oder höre, werde ich neugierig und frage mich: Steht „agiles Lernen“ hier als Schlagwort stellvertretend für „new learning & new work“ oder steckt dahinter eine konkrete Methode, so etwas wie „Scrum fürs Lernen“? In diesen Tagen ist nun ein Buch zum Thema erschienen und damit wieder die Möglichkeit, eine Antwort auf meine Frage zu finden. Und um ein Ergebnis gleich vorweg zu nehmen: Das Pendel schlägt in Richtung Methode und damit „Scrum fürs Lernen“ aus.

Aber der Reihe nach. Das Buch „Agiles Lernen im Unternehmen“ fasst die Erfahrungen aus verschiedenen Forschungs- und Förderprojekten zusammen, an denen unter anderem das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO Stuttgart, das TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen der Universität Ulm und die Beuth Hochschule für Technik Berlin mitgewirkt haben. Es ist als Open-Access-Publikation bei Springer erschienen.

Das Buch hat eine klare Struktur: Zwei Kapitel führen in die Methode und das Format „Agiles Lernen“ ein. Dann folgen sieben betriebliche Umsetzungen. Und dann noch sechs Kapitel, die sich „übergreifenden Themen“ widmen – von den organisationalen Rahmenbedingungen bis zur Frage nach der „Zukunft des agilen Lernens in der wissenschaftlichen Weiterbildung“. Eingebettet sind Buch und Konzept in die bekannten gesellschaftlichen Entwicklungen (VUCA) und die sich daraus ergebenden Anforderungen an neue Formen des Lernens – nämlich „Lernangebote, die ein Abbild der Arbeitswelt der Zukunft darstellen“ (S.17).

Was habe ich aus der Lektüre mitgenommen?

1) Agiles Lernen wird hier als „didaktisches Rahmenkonzept“ verstanden, das sich methodisch bei Scrum, einem Arbeitskonzept aus der Softwareentwicklung, bedient. Das darf durchaus sehr konkret verstanden werden und schließt Prinzipien, Abläufe (Zyklen von Planung, Etappen, Reviews und Retrospektives), Rollen (Lernteam, Auftraggeber, fachliche und methodische Begleitung) sowie zentrale Instrumente (Lernaufgaben und Kanban-Board) ein.

Einerseits gibt „agiles Lernen“ also eine sehr formale, sehr aufwändige Struktur für entsprechende Lernprozesse vor. Andererseits sind Selbststeuerung und „Lernfreiräume“ zentrale Säulen dieses Konzepts. Also: arbeitsintegriert, praxisorientiert: ja; selbstorganisiert und informell: eher nein … 

 

2) Die betrieblichen Beispiele, in denen „agiles Lernen“ erprobt wurde, sind speziell und heterogen. Verschiedene Branchen, unterschiedliche Zielgruppen, wechselnde Lernziele und Themen, mal umfassen die Lernprojekte wenige Wochen, mal zwei Jahre. Kurze Steckbriefe, Schaubilder, aber vor allem die wiederkehrenden Begrifflichkeiten, Rollenzuschreibungen und Prozessschritte bieten einen roten Faden über alle Projekte hinweg. 

Was auffällt: Da sich „agiles Lernen“ konsequent an den Arbeitsprozessen und -anforderungen der Unternehmen ausrichtet, liegen hier auch die größten Schwierigkeiten in der Umsetzung: Wechselnde Arbeitsbedingungen, Arbeitsbelastungen und Prioritäten beeinflussen agile Lernprozesse noch unmittelbarer als die Lernprozesse in klassischen Bildungsformaten.     

3) Die AutorInnen betonen, dass agiles Lernen „eine von vielen möglichen Lernformen“ (S. 101) darstellt. Es muss zum Unternehmen, zur Zielgruppe und zum Thema passen. Geht da noch mehr, könnte man sich fragen? „Agiles Lernen“ als Vision oder Zielbild der Lernenden Organisation? So mutig sind die AutorInnen (noch) nicht, sondern fragen eher nach der sinnvollen Einbettung des Konzepts in die interne Weiterbildung (S. 96).

Abschließend: Was „agiles Lernen“ für mich von anderen Lernkonzepten abhebt, ist die Ausrichtung auf konkrete Arbeitsaufgaben und den Erwerb von Handlungskompetenz, auf iterative Lernschritte sowie auf fortwährende Reflexion erlebter Erfahrungen. Auf der anderen Seite sind es hochstrukturierte, aufwändige Prozesse, die sehr eng mit einer bestimmten Form des Arbeitshandelns verbunden sind. Aber das Buch wird sicher nicht das letzte zum Thema sein …
Jörg Longmuß, Gabriele Korge, Agnes Bauer und Benjamin Höhne (Hrsg.), Berlin: Springer, 2021

       

02Okt/20

Forscher fordern neues Verständnis von Lernen – jenseits von Abschlüssen

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

40 renommierte BildungsforscherInnen haben diese Woche ein Manifest unterzeichnet und plädieren darin für eine Idee von „New Learning“. Einen Namen hat es auch schon: „Hagener Manifest zu New Learning“. Es kommt unter anderem mit folgenden Empfehlungen daher:

„- die offensive Hinwendung zu einer aktuellen digitalen Ausstattung von Schulen und Hochschulen …,
– eine deutlich verbesserte berufsbegleitende Weiterbildung für Lehrende …
– den radikalen Perspektivwechsel weg vom Lehrenden hin zum Lernenden: „New Learning“ brauche „persönliche Lernbegleitung und adaptive Lernumgebungen, die sich der Individualität und Diversität der Lernenden anpassen“.“

Ich bin gespannt, ob das „Manifest“ noch Kreise zieht und mit weiteren, konkreten Aktivitäten verknüpft wird. Erst einmal steht es jetzt neben der „Verteidigung der Präsenzlehre“.
Armin Himmelrath, Der Spiegel, 01. Oktober 2020

Bildquelle: FernUniversität in Hagen

01Okt/20

Corporate Learning Camp #CLC20 Hybrid im Rückblick

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Karlheinz Pape hat eine Zusammenfassung des #CLC20 Hybrid geschrieben. Ursprünglich sollte die Schweizer Ausgabe des Corporate Learning Camps ja in Zürich stattfinden. Daraus wurde dann ein Online-Event mit der Möglichkeit, sich vor Ort bzw. an verschiedenen Orten zu treffen („hybrid“). 

Vieles hat wieder so funktioniert, wie wir es von der Community gewohnt sind: selbstorganisiert, flexibel, mit 390 angemeldeten Teilgebenden, in 77 Sessions, verteilt auf zwei Tage. Technisch und organisatorisch wurde vieles geboten – von 3D- bis Outdoor-Sessions. Andere Dinge brauchen, so Karlheinz Pape, weitere Erfahrungen. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, wie man die Pausengespräche, das Networking und den informellen Austausch am besten online abbildet.

Ansonsten empfehle ich einen Blick in den Beitrag, in dem viele weitere Details und Erfahrungen aufgeführt sind!
Karlheinz Pape, Corporate Learning Community, 1. Oktober 2020

Bildquelle: Karlheinz Pape

01Okt/20

Drivers of Quality in Online Learning

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Ich kann diesen Report (37 S.) von Coursera hier gerade nur kurz würdigen. Ich habe gelesen, wie die AutorInnen „Qualität“ definieren: a) engagement (metric: completion rates), satisfaction (metric: good reviews), skill development (metric: test scores), career impact (as reported on surveys). In den folgenden Kapiteln wird dann detailliert auf die einzelnen Komponenten eingegangen. Das Ganze mündet in wenig überraschenden Empfehlungen: kurze Videos (10 Minuten), überschaubare Kurslängen (4 Wochen), möglichst viele praxisorientierte Aktivitäten sowie Unterstützung der Lernenden bei der Anwendung neuer Fähigkeiten.
Alan Hickey, Alexandra Urban und Eric Karsten, Coursera, 1. Oktober 2020 (pdf)

30Sep/20

revisiting cooperation

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Die Unterscheidung zwischen „collaboration“ und „cooperation“ funktioniert in der deutschen Sprache nicht so richtig. Irgendwie führt bei uns alles zur „Zusammenarbeit“. Dabei ist die Unterscheidung, wie Harold Jarche sie auslegt, wichtig: „collaboration means ‘working together’. … cooperation means ‘sharing’“, schreibt er in Anlehnung an Stephen Downes. Und „cooperation“ wird immer wichtiger, wenn wir es mit komplexen Problemen zu tun haben, die nicht an der Grenze unseres Teams oder unserer Organisation haltmachen.

„Shifting the emphasis of much of our work from collaboration — which still is required to get tasks done — to cooperation, in order to thrive in a networked enterprise, means reassessing some of our assumptions and work practices.“ Es kann bedeuten, dass Netzwerken wichtiger als klassische Teamarbeit wird. Oder dass detaillierte Jobbeschreibungen ins Leere greifen. Oder dass wir mehr in „Learning Ecosystems“ denken.
Harold Jarche, Blog, 27. September 2020

Bildquelle: Daria Shevtsova (Unsplash)

30Sep/20

Corporate Learning Sprint 2020: EdTech Startup-Festival

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Im Rahmen unserer „Corporate Learning Sprint“-Reihe hatten am Freitag Jan Foelsing und Thomas Jenewein die Bühne für eine Reihe von Startups im Bereich „EdTech“ geöffnet. Dabei ging es auch darum, diesem Bereich, der ja hierzulande ein Schattendasein führt, etwas Sichtbarkeit zu verleihen. Kurz die Eckdaten: 60 Minuten, sieben Startups, ca. 90 TeilnehmerInnen in der Spitze.

Durch die enge Taktung war es sehr kurzweilig. Wiederkehrende Stichworte, so meine Notizen, waren Coaching, KI, Bots und Assistenten sowie das – heute wahrscheinlich unvermeidliche – „Netflix fürs Lernen“.
Thomas Jenewein, YouTube, 27. September 2020

25Sep/20

Wie nutze ich LinkedIn zur Weiterbildung & als LernExperte? Profil, Austausch, Netzwerk gestalten & Lernen

Quelle: Weiterbildungsblog Autor: jrobes

Thomas Jenewein (SAP) nennt seine Stichwortsammlung „Blog-Doku aus einer Session auf dem Corporate Learning Barcamp 09/2020“. Im letzten Teil geht es um die Frage, wie man sich mithilfe von LinkedIn vernetzt und auf dem Laufenden hält. Slides gibt es auch. Eigentlich eine Form von Working Out Loud …
Thomas Jenewein, LinkedIn, 25. September 2020

Bildquelle: inlytics • LinkedIn Analytics Tool (Unsplash)