Quelle: Weiterbildungsblog
Autor: jrobes
Microlearning ist ein Begriff, der viele Deutungen zulässt: Aus didaktischer Perspektive entwickele ich Lernformate, designe Lernaktivitäten, die einen bestimmten Umfang haben. Als Lerner habe ich möglicherweise Gewohnheiten und Routinen entwickelt, die mich zu bestimmten, kürzeren Modulen und Medien führen. Wenn wir, wieder aus der didaktischen Perspektive, heute versuchen, eher Lernprozesse zu initiieren als einmalige Lernevents, führen uns ganz pragmatische Überlegungen zu kürzeren, wiederkehrenden Aktivitäten. Man muss den Begriff Microlearning also nicht mögen, aber man kann mit ihm arbeiten.
Aber jetzt kommt die Frage, die Elliott Masie in seinem aktuellen Newsletter stellt:
“So, how long should a content activity be? As we talk about compression, “micro-learning” and personalization, let’s do some research that studies brain activities during divergent length content offerings.”
Er fährt fort:
“I just returned from an exciting day at MIT’s Office of Digital Learning, where we designed a Real-Time Brain Research LAB that our organizations will conduct to study how learner’s brains react differently to learning of short vs. longer duration.”
Er will es also genau wissen, will Gehirnströme messen und schauen, was passiert, wenn Inhalte kürzer oder länger sind. In seiner Frage schwingt sicher viel Zeitgeist mit, wenn er sich von den Neurowissenschaften Antworten auf didaktische Fragestellungen erhofft. Und das Marketing spielt beim Konferenzveranstalter Elliott Masie auch immer eine Rolle. Aber macht diese “Forschungsfrage” überhaupt Sinn? Lässt sich Lernen so steuern und segmentieren? Lässt es sich im Alltag überhaupt von anderen Prozessen trennen? Und welche Verbindungen lassen sich zwischen kurzfristigen Veränderungen von Gehirnströmen und langfristigen Lernprozessen herstellen? Über das Bild von Lernen, das dahinter steht, ganz zu schweigen. Spätestens an dieser Stelle steige ich aus dem Thema regelmäßig aus …
Elliott Masie, Learning TRENDS, 12. Juli 2017
Bildquelle: Antoine Lutz (Wikimedia)